Der Hermbstedt's Brasil von Zweimühlen Snuff ist ein im wahrsten Sinne klassischer Schnupftabak, da seine Rezeptur aus dem Jahr 1821 stammt und sich in der alten Rezeptsammlung von Dr. Hermbstedt findet. Das Wörtchen Brasil wird manchen Prisen-Fan aufhorchen lassen - doch diese in den Niederlanden gefertigte aber ursprünglich polnische Prise basiert allein auf Virginiatabaken, die durch Heißlufttrocknung und besonderer Fermentation (mit Pottasche und Zimtwasser) eine besondere »Brasilnote« erhalten soll, denn dieser Schnupftabak war Anno Toback als Brasil-Ersatz gedacht. Allein schon aus dieser historischen Perspektive ist diese Prise ein echtes Schmankerl! Für einen klassischen Schnupftabak ist der Snuff recht dunkel, der Mahlgrad ziemlich fein und einheitlich, der Tabak selbst dem Vorbild gemäß trocken.
Geruch in Dose:
Feinherbes, etwas rauchiges Tabakaroma mit leichter Heu-Note, hintergründiger Würze, etwas blumig wie Kamille, mit sehr dezenter Virginiasüße und einem vagen Holzgeruch. Insgesamt duftet der Tabak aus der Dose sehr unaufdringlich. Der erste Eindruck ist tabakecht und dürfte insbesondere Zigarettenraucher einladen.
Geruch in Nase:
Beim Schnupfen wird sofort klar, daß diese in jeder Hinsicht filigrane Prise Zeit und Aufmerksamkeit braucht, denn sie entfaltet erst nach und nach ein feinherbes Tabakaroma mit leichter Würze und angenehmen Holzaromen. Hintergrunddünste aus der Umwelt können da ebenso störend sein, wie dominante Mentholrückstände von der vorhergehenden Prise. Insofern stellt diese Prise ein paar Ansprüche. Der Gesamteindruck ist von anfang an würzig, ohne streng oder aufdringlich zu werden. Das Heu-Aroma ist anfangs deutlich, geht aber in blumige Anklänge (Kamille?) über, die länger spürbar bleiben, jedoch ohne sich klarer zu entwickeln. Milde Tabakwürze ist vielleicht der beste Begriff hierfür. Im weiteren Verlauf nimmt die Tabakwürze etwas zu und entwickelt leicht animalische Anklänge. Die gesamte Abstimmung des feinherben Buketts bleibt jedoch unaufdringlich. Der feinwürzige Duft mit seinen Holznoten bleibt nur relativ kurz in der Nase und verklingt leicht säuerlich ohne spezifischen Nachhall.
Stärke:
Ein leichter bis mittelstarker, wegen seiner Feinheit und Trockenheit etwas vorsichtig zu schnupfender Tabak.
Fazit:
Ein sehr feinwürziger und nicht zu aromatischer, fast filigraner tabakechter Schnupftabak, holzig, schlank und nicht alltäglich.
Empfehlung:
Schnupfer mit einem Faible für schnörkellose tabakechte und mentholfreie Prisen sind hier genau richtig. Wer aber eine irgendwie schmalzerartige Prise erwartet, wird enttäuscht sein: Statt eines pfundigen Bayern lernt man einen schlanken Holländer kennen!
Wer seine Zigaretten gern selber »kurbelt« wird diese Prise sicher mögen.